Wine Tram - Tumblr Posts
Südafrika 2019 - Teil 3
6. Dezember 2019

Herrschaften!
Nach 8 Stunden Schlaf sah die Welt doch wieder ganz anders aus! Das Zimmer ist groß, wobei die angegebenen 50 Quadratmeter doch etwas gestrunzt sind. Da ist aber die Terrasse und der Fußweg vor der Tür mit eingerechnet worden.

Macht nix! Uns gefällt es gut und die deutsche Eigentümerin hat ihr Personal gut geschult und im Griff. Die Lavender Farm kann man guten Gewissens weiter empfehlen!

Für heute hatten wir eine super-touristische Aktivität gebucht: nämlich die Hop-on-Hop-off-Tour mit der Franschhoek Wine Tram. Insgesamt gibt es mittlerweile 8 Routen zu verschiedenen Weingütern in und um Franschhoek.

Die Hop-on-Hop-off-Tour mit der Franschhoek Wine Tram ist eine der besten Möglichkeiten, das Franschhoek Tal kennenzulernen, angefangen von seinen atemberaubend schönen Weinbergen, der ausgezeichneten Küche, erlesenen Weinen und eine über 300-Jahre alte Geschichte.

Der Andrang ist inzwischen so groß, dass nicht nur jährlich neue Routen dazu kommen, sondern die Logistik in Franschhoek selbst stieß an ihre Grenzen. Und so wurde Anfang November ein nagelneues Office am Rande des Ortes errrichtet mit ausreichend Parkmöglichkeiten für Gäste und die ganzen zusätzlichen Shuttle-Busse.

Die Tram selbst hat überhaupt nicht mehr die Kapazitäten, um all die Menschen aus aller Herren Länder zu befördern. So fährt jeder Gast, egal welcher Route, immer nur ein Stückchen mit der Tram und muss dann in den Bus umsteigen.

Da der Rummel um die Tram inzwischen so groß geworden, ist untersagt der eine oder andere Weingut-Besitzer inzwischen auch die Fahrt auf seinem Grundstück.

Treffpunkt - ob mit oder ohne online Ticket - ist an der neuen Station, vor den Toren der Stadt. Dort händelt ein top ausgebildetes Team die Massen und verteilt sie auf die gebuchten Routen.

Jeder kann noch einmal aufs Klo oder einen Snack oder ein Getränk erwerben. Per Lautsprecher wird die Abfahrt angekündigt. Jeder Gast hat einen farbigen Sticker angepappt, (entsprechend der gebuchten Route) und dazu gibt es einen Fahrplan und die daily Specials.

Und nach ein paar Minuten geht die Tour auch los. Zunächst geht es mit einen Bus der Wine Tram Company hinaus zu einem einen kleinen Bahnhof der Wine Tram. Natürlich ist unser Bus überbucht und wir fragen uns, wieso wir eigentlich schon vor Monaten unsere Tickets gebucht haben?!

Unser Guide Timo erklärt uns kurz den Ablauf und schon geht es los. Wir fahren gemütlich auf den Schienen während Timo uns von Franschhoek und seinen Weinfarmen berichtet. Die Schienen, auf denen wir fahren, wurden einst gebaut, um Waren durch die Region zu transportieren. Heute fährt hier nur noch die Tram entlang. Gemütlich werden wir durch die traumschöne Gegend geschaukelt- zu den ältesten und angesehensten Weingütern Südafrikas.

Dazu wird gleich mal das erste Glas Wein kredenzt. Heute ein Sauvingnon Blanc vom Weingut Allee Bleue. Wir dürfen nach Lust und Laune aussteigen und hier an den gebotenen Aktivitäten teilnehmen, sei es eine Weinprobe, eine Kellerführung, ein Mittagessen oder einfach ein Spaziergang durch die Weinberge, bis man bereit ist, die Tour fortzusetzen. In der Tram selbst wird Reisenden die Geschichte Franschhoeks näher gebracht.

Wir fahren nun auch schon die erste Weinfarm an: Noble Hill. Wer will, kann hier aussteigen und eine Stunde später in die nächste Tram steigen. Oder man fährt weiter, bis man die gewünschte Weinfarm erreicht.

Ursprünglich wollten wir in Noble Hill das Tasting mitmache. Noble Hill steht für einzigartige Weine vom eigenem Weingut! Es umfasst 30 Hektar und produziert Weiß- und Rotweine sowie Olivenöl. Das Weingut liegt an den Hängen der Simonsberge, etwa 20 km von Franschhoek entfernt.

Nachdem jedoch 3/4 des Busses hier bereits aussteigt, überdenken wir diese Idee noch einmal ganz kurzfristig und bleiben sitzen. Wir fahren erst einmal weiter nach Babylonstoren. Diese Entscheidung sollte sich noch als goldrichtig erweisen.

Ein Besuch des Weinguts Babylonstoren lohnt sich auf jeden Fall. Hier findet man eine der am besten erhaltenen und noch aktiven Obst- und Weinfarmen im kapholländischen Stil. Das Gut liegt im Drakenstein Tal, verkehrsgünstig gelegen an der Klapmuts-Simondium Road R45 zwischen Franschhoek und Stellenbosch.

Der großzügig angelegte Parkplatz zeigt deutlich, dass hier mit vielen Besuchern gerechnet wird. Doch noch sind wir fast alleine! Zuerst erreicht man ein Ensemble aus schönen kapholländischen Häusern.

Die Farm wurde im Jahre 1690 gegründet und das Manor House stammt aus dem Jahr 1777. Das Kornhuis, ein Getreide- und Heuspeicher, und der Keller aus dieser Zeit sind bis heute in einem guten Zustand erhalten. Hier befindet sich auch der Farmshop.

Zuerst kann man den Hühnerstall, ein Taubenhaus, und einen Glockenturm im traditionellen Hof besichtigen. Der ist von einer niedrigen, weiß gekalkten Mauer umgeben und überall laufen Tiere frei herum: Puten, Hühner und Tauben. Esel grasen idyllisch auf der Weide.

Die meisten Besucher kommen, um den wunderschönen Garten zu sehen. In diesem im französischen Stil angelegten Gemüse- und Küchengarten wachsen zahlreiche alte Gemüse und Obstsorten, die hier biologisch angebaut werden.

Das Gelände ist sehr beeindruckend und alle Produkte aus der eigenen Landwirtschaft finden Verwendung im Hotel, in den Restaurants und werden im Hofladen verkauft.

35.000 m² groß ist dieser Garten, unterteilt in 15 Abschnitte. Hier gibt es Obst, Gemüse, Beeren, Bienenstöcke zur Bestäubung, einheimische Pflanzen, Rasenflächen und ein Kaktusfeigenlabyrinth.

Dazwischen laufen Enten und Hühner, Perlhühner und Borstenhörnchen. Der Garten bietet auch eine Fülle von alten Bäumen, darunter auch botanische Importe aus anderen Ländern, beispielsweise die gute alte Eiche.

Angelehnt ist der Gartenentwurf an den Company Gardens der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Kapstadt, die im 17. Jahrhundert am Kap vorbeifahrende Schiffe mit frischen Lebensmitteln versorgte.

Alle der mehr als 300 Pflanzenarten die hier im Garten angebaut werden sind essbar oder haben einen medizinischen Wert. Guide Timo von der Winetram hat ausdrücklich darauf hingwiesen, dass man im Garten alles anfassen und probieren darf!

Besucher wandeln entweder alleine durch die Gänge, wobei es hinter jeder Mauer und hinter jedem Busch ständig Neues zu entdecken gibt. Die Wege sind mit zerkleinerten Pfirsichkernen ausgelegt, es gibt viele Vögel und Teiche, Insektenhotels und überall Arbeiter die sich um die Pflege kümmern.

Es gibt Heilpflanzen und auch einen sehr schönen Wassergarten. Ein abgelegener Pfad führt entlang eines Baches, hier blühen tausende Blumen. In hohen Becken schwimmen Fische und blühende Seerosen. Wer nicht planlos alleine herum laufen möchte, der kann auch eine Führung buchen.

Wein wird natürlich auf Babylonstoren auch angebaut . Die Farm hat 88 Hektar Rebfläche mit 13 verschiedenen Rebsorten, von denen Spätburgunder-und Chardonnay-Reben an höchster Stelle, an den Hängen des Simonsbergs 600 Meter hoch über dem Meeresspiegel, wachsen.

Eine Weinverkostung haben wir hier nicht gemacht, denn im Handumdrehen war unsere Zeit hier um und wir mussten wieder den Bus besteigen zu unserem nächsten Ziel: dem Weingut Backsberg.

Der Weg führt von der Einfahrt zum Parkplatz unter Bäumen. Von hier geht es im Schatten der Bäume zum Restaurant und zum Raum für die Weinprobe. In der Probierstube hat man ein schönes Ambiente geschaffen. Man fühlt sich wohl in diesem Raum und freundliche Mitarbeiter laden zur Weinprobe ein.

Weingüter gibt es genügend, der Trick ist diejenigen zu finden, auf dem man entspannt den Tag mit einem netten Lunch verbringen kann, umgeben von einem wunderschönen Garten.

Backsberg hat eine lange Tradition der kompromisslosen Weinherstellung und hat sich zu einem großen Familienbetrieb entwickelt, mit einer ansteckenden Ideologie. Hier geht es um mehr, als „nur den Wein“.

Wenn man für ein paar Stunden entspannen und dabei fabelhaftes Essen genießen möchte, dann ist dieser Ort, an dem auch Einheimische vorbeischauen, ideal.

Das Restaurant, das nur tagsüber geöffnet ist, hat an jedem Tag im Jahr geöffnet und serviert Frühstück (außer sonntags) und Lunch draußen im ruhigen Garten unter den großen Eichen, an kühleren Tagen im Restaurant.

Der Geheimtipp ist aber das opulente Picknick. Suche dir einen Platz im Schatten der Bäume und bleibe ein paar Stunden! Und das Ganze für gerade mal 188 Rand pro Person inklusive 1 Flasche Wein nach Wahl und einer Flasche Mineralwasser. Unschlagbar!

Für die Sonntage ist das Backsbergs Restaurant weit bekannt – das sonntägliche Lamm – vom – Grill Lunch, mit den berühmten gebratenen Kartoffeln (nur ein Teil des ausgezeichneten Buffets) sowie Lindas Chocolate Roulade haben Anerkennung bei einheimischen und internationalen Gästen gefunden, und das nicht ohne Grund.

Kaffee und Kuchen gibt es auch und Olivenöl, eingelegte Oliven von der Farm und andere Produkte sind auch zu probieren und zu haben. Wir packen uns wieder die Reste ein, schlendern noch ein wenig über die Wege, bevor wir uns wieder in den nächsten Bus setzen.

Wir genießen die Fahrt durch die grüne Landschaft und winken dabei auch den Menschen zu, an deren Häusern wir vorbei fahren. Die nächste Winefarm direkt neben der Tramstrecke lassen wir aus. Außerdem macht die Fahrt schon Spaß. Die anderen Passagiere sind weinbeselt und bester Stimmung. Der Geräuschpegel wird immer lauter.

Von unseren Holzbänken erblicken wir auch ein paar Pferde, die auf der anderen Seite der Bahnstrecke grasen. Es ist eine sehr idyllische Atmosphäre, ganz besonders mit Blick auf die Weinberge vor Franschhoek.

Nächster und für uns letzter Stopp ist ALLÉE BLEUE, eines der ältesten Weingüter am Kap. Die deutsche Unternehmerfamilie Dauphin übernahm ALLÉE BLEUE 1999 und hauchte ihm mit einer großen Portion Pioniergeist neues Weinleben ein.

Vor dieser Zeit verkauften die Eheleute exquisite und qualitativ hochwertige Büromöbel auf der ganzen Welt. Ihre Begeisterung für Südafrika führte dazu, dass sie ihre Liebe zum Land in erstklassigen Weinen vom Kap zum Ausdruck brachten.

Das 1690 gegründete, rund 150 Hektar große Estate, auf dem über rund 100 Jahre hinweg kein edler Tropfen mehr erzeugt worden war, bringt heute wieder Rot- und Weissweine von Format hervor.

Mit viel Hingabe und Liebe zum Detail wurde das historische Estate von der Unternehmer Familie Dauphin wiederbelebt. Entstanden ist eine Verbindung von typisch südafrikanischer Farmtradition und zeitgemäßer Lebensart sowie von Kunst und Natur.

So ist der beliebte Isabeau auch ein Cuvée aus Chenin Blanc, Sémillon, Viognier und Chardonnay und das Flagschiff des Weingutes – zu Recht, denn Jahr für Jahr gehört dieser Spitzenwein zu den Preisträgern auf internationalen Wettbewerben und zählt nicht umsonst zu den Top 100 südafrikanischen Weinen.

Emil Sogor, ein renommierter Künstler, der sich zwischen den Welten von Design, Malerei, Grafik und Skulpturen bewegt, verleiht Allée Bleue das gewisse Etwas. In vielen Teilen des Weingutes stellt die Familie seine Kunstwerke aus und macht es somit zu einem eindrucksvollen „Cuvée“ aus einzigartiger Landschaft, moderner Kunst und vor allem kulinarischen Genüssen in Form seiner eleganten Weine.

Wir nehmen hier an einem Tasting mit Weinen unserer eigenen Wahl teil. Das ist geringfügig teuerer im Preis, lohnt sich aber dennoch. Zwei Weißweine, einen Rosé und einen pink MCC später, geht es wieder zurück zur Tram bzw. zum Bushaltepunkt. 3 Flaschen des Rosé nahmen wir auch noch mit!

Wir lassen auch die nächsten Weingüter saußen. Die Stimmung der anderen Passagier ist überschäumend, es wird gesungen und geklatscht. Keiner hört mehr dem Guide zu - und so unterhalten wir uns mit ihm sehr nett für den Rest der Fahrt.

Heute Abend gab es dann einen mehrstündigen Stromausfall. Zum Glück sind wir ja Afrika erprobt und mit allerlei Lampengedöns ausgestattet. So konnten wir noch schnell duschen - bis die anderen Gäste auf der Gästefarm merkten, dass auch das Wassersystem betroffen ist, waren wir schon lange fertig.
Es grüßen Angie, Micha und der Hasenbär