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6 years ago

Jersey 2019 - Teil 10

Herrschaften!

Heute Morgen fing der Tag wieder vielversprechend an: tolles Wetter, blauer Himmel und nicht zu heiß. Kurzum: ideal für weitere Unternehmungen!

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Alles soweit wie immer: 

Aufstehen um 8 Uhr 

Frühstück um 8.30 Uhr 

und so gegen 10 Uhr auf der Piste - wir sind hier schließlich nicht zum Spaß! 

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Der heutige Tag sollte im Großen und Ganzen noch einmal der Steinzeit gewidmet sein. Jersey verfügt über eine überraschend große Anzahl neolithischer Dolmen und Ganggräber, von denen viele frei und kostenlos zugänglich sind. Im Neolithikum (etwa um 4.000 vor Christus) entstanden die ersten Siedlungen auf Jersey. Die Dolmen und Grabkammern sind Zeugen dieser Zeit.  

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Dazu fahren wir erst einmal wieder runter zur süd-westlichen Spitze, in Richtung Corbiere. Schnell noch einen Blick auf den Leuchtturm werfen und dann einen Parkplatz suchen.

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Am nunmehr geschlossenen Highland Hotel werden wir fündig. Praktischerweise startet dort auch der Wanderweg, der uns zu unserem ersten Ziel führen soll: La Table des Marthes. Übersetzt bedeutet das ungefähr soviel wie “der Tisch der Marthas”, was aber angeblich ein Übertragungsfehler ist. Ursprünglich soll es wohl Martyr (Märtyrer) gewesen sein.

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Zu sehen gibt es eine große, flache Granitplatte am westlichen Ende des Railway Walk, wo sie auf die Rue de la Corbière trifft.  Bei der Untersuchung im Jahr 1850 wurde festgestellt, dass diese an jedem Ende von Pfeilern aus Steinen und Erde gestützt wurde.

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Es wurde vermutet, dass es sich um einen riesigen Schlussstein bzw. Kopfstein (heute würden wir Türsturz sagen) einer Grabanlage, aus der späten Jungsteinzeit oder der frühen Bronzezeit (etwa 2500 bis 3000 v. Chr.), handelt. Man fand Keramik, verbrannte Steine ​​und gebrochene Steinäxte. 

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In historischen Zeiten wurde es von den Bewohnern der Insel Jersey als Kultstätte für die Unterzeichnung von Verträgen und anderen wichtigen Dokumenten genutzt. 

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Nur wenige hundert Meter findet sich gleich die nächste neolithische Stätte: La Sergenté.  Dieses steinzeitliche Ganggrab wurde vor rund 6.500 Jahren (ca. 4500-3250 v. Chr.) errichtet und ist damit wahrscheinlich die älteste Archäologische Stätte der Insel.  Es besteht aus einem kurzen Durchgang, der in eine kreisförmige Kammer mit Trockenbauweise führt, und hätte ursprünglich ein Bienenstockgewölbe gehabt.

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Der Durchgang und die Kammer sind mit Granitplatten gepflastert, mit Ausnahme eines Bereichs in der Südwestecke, der durch eine gekrümmte Reihe von am Ende angeordneten Platten abgetrennt ist. Die Stätte wurde vor der Ausgrabung im Jahr 1923 von einem Hügel bedeckt.

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Es wurden keine menschlichen Überreste gefunden und die einzigen Funde waren vier Keramikgefäße.  Dies ist das einzige auf den Kanalinseln bekannte korbartige Durchgangsgrab. 

Leider hat hier die Dorfjugend oder andere örtliche Trunkenbolde so manche Party geschmissen und die Stätte befindet sich in einem desolaten Zustand.

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Zu den nächsten Kult-Stätten fahren wir die westliche Küstenstraße entlang, in Richtung Norden. Etwa auf halber Strecke liegen mehrere Standing Stones (stehende Steine). Wir kennen sie von Asterix & Obelix als Hinkelsteine.

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Der südlichste ist der “Great Menhir” - der große Hinkelstein. Es handelt sich um einen aufrecht stehenden Stein (Menhir), der weithin sichtbar ist. Ein 2 m tonnenschwerer Granitblock ragt in die Höhe mit weiteren 0,75 m unter der Erde, die das Schwergewicht verankern.  Der Stein wurde 1922 wieder aufgerichtet.

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Wir laufen nur wenige hundert Meter weiter und kommen zum sogenannten Beinhaus ( The Ossuary ).

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Diese Gruppe von Steinen stammt etwa aus den Jahren 2850 - 2250 v.  Chr. und lag ursprünglich unter einem Hügel, mit einem Durchmesser von etwa 9 Metern, begraben. Bei der Ausgrabung im Jahre 1922 befanden sich in der Kammer die Gebeine von mindestens zwanzig Menschen. Daher der Name “Beinhaus”.

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Zwei weiterere Menhire (Hinkelsteine) in einer Reihe von stehenden Steinen, finden sich in Sichtweite zum Beinhaus: der “Broken Menhir” und der “Little Menhir” (der gebrochene und der kleine Hinkelstein). Möglicherweise handelt es sich bei dieser Ansammlung sogar um einen Teil einer ehemaligen Prozessionsroute

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Sie wurden alle in den 1920er Jahren ausgegraben und restauriert. Es ist nicht bekannt, ob diese Steine ​​einen rituellen Zweck hatten oder ob ihre Funktion überhaupt praktikabel war, genauso möglich ist auch eine Grenzmarkierungen.

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Das Gelände besteht aus einer wunderschönen, sandigen Heidelandschaft. Diese ist bei den örtlichen Hundebesitzern und auch den Dog-Walkern extrem beliebt. Bei unserem Aufenthalt zählten wir mehrere Duzend Hunde, die dort spazieren geführt wurden. Entsprechend “vermint” ist die Landschaft und man muss auch ständig darauf gefasst sein von freundlichen Hunden begeistert angesprungen zu werden.

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Nun führt uns unser Weg in die Gemeinde St. Ouen. Hier besichtigen wir zunächst die ehemalige Windmühle. Die Windmühle von St. Ouen oder Moulin de la Campagne ist ursprünglich eine Turmmühle, die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen in einen Artillerie-Beobachtungsposten umgewandelt wurde.  

Hinzugefügt wurden mit Granit verkleidete Wände und die Außenmauern wurden mit Beobachtungsschlitzen durchbohrt, die einen Rundumblick ermöglichen.

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Weiter geht es nach “Les Monts de Grantez”.  Dieses neolithische Ganggrab wurde vor etwa 6000 Jahren (ca. 4000-3250 v. Chr.) errichtet und besteht aus einem Durchgang, der in eine asymmetrische Kammer mit einer einzigen Seitenkammer führt. Vor den Ausgrabungen im Jahr 1912 bedeckte ein Hügel die Struktur.

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Sieben Skelette (sechs Erwachsene und ein Kind) wurden in der Kammer gefunden. Alle befanden sich in der sogenannten Fötusstellung und wurden von umfangreichen Grabbeigaben begleitet. Gefunden wurden Napfschalen, Tierknochen von Hirsch, Pferd, Schwein, Ziege und kleine Stapel von bunten Steinen.  Ein achtes Skelett wurde im Durchgang sitzend begraben.

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 Andere Funde umfassen eine Vielzahl von Keramikgefäßen, darunter eine Miniaturschale und eine perforierte flache Untertasse, Steinwerkzeuge und einen Spindelwirbel.

In der Nähe gibt es einen Parkplatz, der sich ebenfalls bei den örtlichen Hundebesitzern großer Beliebtheit erfreut.

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Jetzt wurde es aber Zeit für einen leckeren Mittagsimbiss - und dafür hatten wir uns “Faulkner Fisheries” ausgeguckt. Das Unternehmen ist bekannt durch Funk & Fernsehen - und zwar nicht etwa wegen der superfrischen Ware aus dem Meer, nein, wegen der extrem ungewöhnlichen Location:

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In einem alten, deutschen Wehrmachtsbunker aus dem 2. Weltkrieg, am Meer in L’Étacq, hält Sean Faulkner Meeresfrüchte und Speise­fische. Die großen Spidercrabs (Krebse) sind der Hingucker.  Auf den Picknickbänken vor dem Bunker hat man eine herrliche Aussicht über den breiten Sandstrand Etacquerel. Dazu gibt es eine Flasche Wein oder ein anderes leckeres Getränk und frisch gegrillten Fisch oder einen Sea Food Kebab.

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Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass man bei gutem Wetter dort nicht alleine ist. Und auch auf Locals sollte man nicht hoffen, vielmehr trifft man dort nahezu jede deutsche Touristengruppe, die sich gerade auf Jersey befindet.

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Da wir uns gerade an der Küste befinden, fahren wir noch ein kleines Stück und versuchen einen Blick auf eine Felsformattion namens “Le Pinacle” zu werfen. Ein natürlich entstandene Spitze, die entfernt an einen Hinkelstein erinnert. Diese ist nur über einen sehr schwierigen Pfad zu erreichen. 

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Da das nichts für uns ist, fahren wir in die Bucht von Plemont hinunter. Von der spektakulären Terrasse des Plemont Café hat man nicht nur einen wunderbaren Blick in die Schlucht und den Strand, sondern man kann auch  “Le Pinacle” von dort aus sehen.

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Den Abschluß unserer heutigen Reise in die Steinzeit bildete die Besichtigung der Dolmen des Geonnais, im Nord-Westen der Insel. Dieses neolithische Ganggrab wurde vor etwa 6000 Jahren (4000-3250 v. Chr.) errichtet.

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Es besteht aus einem Durchgang, der in eine ungewöhnliche Kammer führt, die ursprünglich D-förmig war, später jedoch zu einer großen offenen rechteckigen Kammer erweitert wurde. Die Stätte wurde erstmals im Jahr 1929 ausgegraben und zwischen 1985 und 1990 erneut untersucht. 

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Das Denkmal wurde von Steinbrucharbeitern, die viele Steine ent​​nahmen, stark beschädigt.  Die Ausgrabung ergab die Position die Steine ​​und wurde nun durch Granitblöcke ersetzt.  Funde enthalten eine große Anzahl von Feuersteinwerkzeugen, verzierten Keramikfragmenten und gebrochenen Quernen. 

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Für den heutigen Abend hatten wir erneut bei dem Sternekoch “Mark Jordan at the Beach” reserviert. Letzten Dienstag mussten wir ja leider extrem kurzfristig den reservierten Tisch wieder absagen. Wir hätten es besser dabei belassen sollen: das war nix! Mein Essen ging zurück und wir verbrachten den Rest des Abends auf unserer Terrasse im Hotel!

Good night!

Angie, Micha und der Hasenbär


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